Lilie und Eichenbaum
Von Wappen und Siegeln der Stadt Hagen
Die Herkunft des alten Hagener Stadtwappens mit der Lilie
scheint sehr einleuchtend zu sein.
Wie sich früher schon die Hagener Richter zur Beglaubigung von Rechtsgeschäften
anstelle eines fehlenden Amtssiegels ihres persönlichen Petschafts bedient hatten, wird auch der erste Bürgermeister der jungen Stadt Hagen, Dr. iur. utr. Heinrich Wilhelm Emminghaus, zweiter Sohn des lutherischen Pfarrers zu Hagen, Heinrich Wilhelm Emminghaus, in Ermangelung eines Stadtsiegels für Amtsgeschäfte sein privates Siegel
mitbenutzt haben.
Ein Beleg für diese Vermutung ließ sich zwar nicht ermitteln, zumal während "der Militär-durchmärsche während der Kriegsperiode 1813/15" die alte städtische Registratur arg dezimiert worden sein soll .
Ein reiner Zufall, zwei Grabsteine der Pfarrerfamilie Johann Friedrich Peter Emminghaus an der evangelischen Kirche in Voerde, offenbarte nun dem Verfasser, daß die Familie Emminghaus eine heraldische Lilie im Wappen führt.
Die Lilie gehört in der Heraldik seit je zu den häufig und gern benutzten Zeichen.
Da Hagens Bürgermeister Dr. Emminghaus sein privates Siegel für Dienstgeschäfte mit verwendet haben dürfte, leuchtet es durchaus ein, wenn die heraldische Lilie der Familie Emminghaus schließlich auch als Symbol der Stadt Hagen angesehen und wahrscheinlich nach dem Tode des Bürgermeisters Dr. Heinrich Wilhelm Emminghaus am 11. September 1749 in das neu angefertigte städtische Siegel aufgenommen wurde, das seit Ende
1750 bekannt ist.
Die für Hagens Geschichte so bedeutende Familie Emminghaus hat ihren Ursprung in der kleinen Bauernschaft Ernrninqhausen bei Dabringhausen, heute einem Ortsteil der Stadt Wermelskirchen.
Ein Daniel Emminghaus wird um 1584 als Zeugmeister, wohl des Erzbischofs von Köln, in Bensberq und Besitzer des Hofes Emminghausen erwähnt.
Er wurde am 5. März 1630 in Dabringhausen begraben.
Dessen 1595 geborener Sohn Johann Arnold Emminghaus wirkte von 1624 bis zu seinem Tode 1666 als luthertscher Pfarrer in Dabringhausen.
Einer seiner Söhne, Johannes Emminghaus (1646 - 1732), wurde Nachfolger des Vaters im Dabringhauser Pfarramt.
Sein Grabstein mit dem Familienwappen, der heute noch deutlich erkennbaren heraldischen Lilie, ist an der nördlichen Außenwand der dortigen Kirche angebracht.
Nahe der Kirche, an der Altenberqer Straße 66, hat er 1677 ein heute noch erhaltenes Wohnhaus bauen lassen, das jetzt einer Familie Heinz Bosch gehört.
Der heute im Hausflur hängende einstige Türsturz zeigt neben der Inschrift des Erbauerehepaars ebenfalls das Emminghaussche Lilienwappen.
Ein anderer Sohn Johann Arnolds, der am 4. Juli 1638 in Dabringhausen geborene Heinrich Wilhelm Emminghaus, wirkte vom Mai 1660 bis zu seinem Tode am 23. Dezember 1720 als lutherischer Pfarrer in Hagen.
Er begründete den märkischen Zweig der Famlfle Emminghaus und brachte das
Lilienzeichen nach Hagen.
Sein, am 28. April 1682 getaufter zweiter Sohn, der preußische Hoffiskal und Advokat Dr. iur. utr. Heinrich WHhelm Emminghaus, wurde, nachdem er zuvor Richter in Witten an der Ruhr gewesen war, vom preußischen König unter dem 3. September 1746 zum ersten "dirigierenden Bürgermeister" der neu erhobenen Stadt Hagen eingesetzt, ein Amt, das er bis zu seinem Tode am 11. September 1749 bekleidete.
Durch ihn dürfte das alte Emminghaussche Familienwappen zum Symbol der neuen Stadt Hagen geworden sein.
Ein Bruder des Bürgermeisters, der lutherische Pfarrer Johann Peter Friedrich Emminghaus (1673-1721), liegt in Voerde begraben; sein wie auch seiner Tochter - an der dortigen Kirche befestigter Grabstein trägt ebenfalls die Lilie der Familie Emminghaus.
In der Tinqierung zeigt dieses Emminghaussche Famimenwappen, wie in den alten Matrikeln der Universität Erlangen überliefert ist, eine blaue Lilie auf goldenem Grund.
Da das Wappen in Hagen jedoch nur durch Siegelabdrucke, also ohne Farben, bekannt geworden sein dürfte, blieb den Hagenern die ursprüngliche Tinktur im Dunkeln; für das
Stadtwappen galt es also, neue Farben zu finden, was allerdings erst im 19. Jahrhundert geschehen sein dürfte.
Es wäre nun naheliegend gewesen, sich der Farben der früheren märkischen Landesherren Rot Silber (Weiß) zu bedienen: Silberne (weiße) Lilie auf rotem Grund.
Doch wie bei anderen märkischen Städten setzten sich die Farben Blau-Weiß - weiße Lilie auf blauem Grund - durch; glaubte doch das 19. Jahrhundert aus nicht überlieferten Gründen, darin die märkischen Farben zu sehen.
Allerdings bekannte Hagens Bürgermeister August Prentzel in einem Schreiben gegenüber dem Silberwarenfabrikanten Arnold Künne in Altena: "Was die Farben (des Hagener
Stadtwappens) angeht, so bin ich freilich etwas unsicher."
Hier nun Klarheit zu schaffen, wandte sich die Stadt Hagen im April 1881 unter Bezugnahme auf die 1840 mit J. W. Kretschmer geführte Korrespondenz an das königliche Münzkabinett in Berlin: .Ueber die Zeichnung dieses Wappens, insbesondere auch die Farben desselben sind hier neuerdings Zweifel entstanden."
Doch auch aus Berlin konnte man nicht weiterhelfen.
Kretschmer hatte die preußischen Städtewappen seiner Zeit privat bearbeitet; die Wappensammlung war von den Erben nach seinem Tode 1863 an einen Antiquar veräußert worden.
Doch nicht nur Hagen hatte, wie schon gesagt, Blau-Weiß als Stadtfarben gewählt.
Bei der märkischen Stadt Unna, die 1949 das bis dahin ebenfalls geführte Blau-Weiß in das korrekte Rot-Weiß berechtigt hatte, war schon 1936 vom Staatsarchiv Münster versucht worden, die Herkunft dieser blau-weißen Tinktur zu klären " ... welche Bewandtnis es geschichtlich mit den blau-weißen Stadtfarben hat, die ja nicht auf Unna beschränkt sind, ist bisher nicht sicher geklärt worden.
Vermutlich erklären sie sich aus der auch sonst zu beobachtenden Vertauschung von Rot und Blau, die in einer verschiedenen Deutung der zur (heraldischen) Farbenbezeichnung bei Schwarz-Weiß-Darstellungen verwendeten Schraffuren ihren Grund haben dürfte.
Ohne Rücksicht hierauf besteht jedoch kein Anlaß, die Verwendung der blauweißen Farben im Wappen überhaupt zu beanstanden."
Folglich war auch das Wappen der Stadt Hagen, die silberne Lilie auf blauem Grund, völlig einwandfrei.
Das hatte schon der heraldisch kundige Silberwarenfabrikant Künne in Altena richtig erkannt, als er der Stadt Hagen auf Anfrage mitteilte, ihr Wappen, die "silberne Lilie in
blauem Schild" sei "niemals beanstandet, niemals ungünstig kritisiert worden", allerdings war auch ihm "der Ursprung des Hagener Wappens gleichfalls unbekannt".
Das Eichbaumwappen und der Irrtum
Durch Kabinettsordre vom 16. April 1896 war dem Oberbürgermeister der Stadt Hagen das Recht zum Tragen einer goldenen Amtskette verliehen worden, auf deren Kleinod bestimmungsgemäß das Wappen der Stadt Hagen dargestellt sein mußte.
Auf Empfehlung eines Haqener Juweliers wurde der Auftrag zur Anfertigung dieser Kette den königlichen Hofgoldschmieden Sy und Wagner in Berlin übertragen.
Diese wandten sich, um sicher zu gehen, wegen der korrekten Zeichnung des Hagener Stadtwappens an den als Kenner geltenden Professor Adolf Hildebrandt in Berlin, Redakteur der Zeitschrift für Wappen-, Siegel- und Familienkunde" Der Deutsche Herold". Wunschgemäß fertigte dieser für die Medaille der Amtskette eine Heinzeichnung des Hagener Lilienwappens an, überraschte die Stadt Hagen dann durch eine Mit
teilung vom 10. Juni 1896: " ... Neu fand ich aber in dem Werk "Westfälische Siegel des Mittelalters", herausgegeben vom Verein für Westfälischen Geschichte, ein Siegel der Stadt Hagen vor dem Jahre 1439, dessen Original im Stadtarchiv zu Soest aufbewahrt wird.
Dieses Siegel zeigt das Stadtwappen so: (Es folgt eine Skizze des Eichbaum-Siegels der Freiheit Hagen, im genannten Buche beschrieben: Hagen. Ein Baum. Umschrift unleserlich. 1439, Stadtarchiv Soest.
Also ein Baum mit drei Zweigen; da Hagen so viel ist als Hain - Wald, ist dies Wappen leicht erklärlich und steht in enger Beziehung zu dem Namen der Stadt.
Es liegt auf der Hand, wie durch mißverständliche Abzeichnung des Baumes - vielleicht von einem schlecht erhaltenen Abdruck des alten Siegels - die Lilie und auch die Krone entstanden ist.
Mein Rat würde sein, daß die Stadt das alte Wappenbild wieder annähme: den dreiblättrigen Baum, etwa golden in blauem Felde."
Mit diesem Brief beginnt die Geschichte eines historischen Irrtums und des daraus entstandenen neuen Hagener Eichbaumwappens sowie der neuen Hagener Farben Blau-Geld (Gelb).
Denn Professor Hildebrandt versäumte bei Gelegenheit seines Fundes, sich näher in der westfälischen Geschichte umzusehen.
Dann hätte er nämlich teststellen müssen, daß der Ortsname "Hagen" in Westfalen mehrfach vorkommt, daß die Urkunde von 1439 mit dem bewußten Sleqel vom .Borgerrmeistere unde Raet der Vrijheit tho dem Hagen" ausgestellt wurde, die Stadt Hagen jedoch zu jener Zeit ein schlichtes Kirchdorf war und längst nicht im stadtnahen Rang einer "Freiheit" stand, folglich auch nicht Bürgermeister und Rat, sondern bestenfalls einen Versteher besaß.
Bei der "Freiheit Hagen" jener Urkunde von 1439 handelt es sich um Hagen im Kreise Arnsberg, seit 1975 einem Ortsteil der Stadt Sundern.
In der 1975 erschienenen "Chronik der Freiheit Hagen" wird auch auf diese Urkunde ausdrücklich Bezug genommen.
Es heißt dort: "Das älteste bisher bekannte Wappen der Freiheit Hagen stammt aus dem Jahre 1439 und befindet sich an einer Urkunde im Stadtarchiv Soest ...
Das Siegel ist stark abgescheuert und am Rande beschädigt.
Es enthält einen Baum.
Sicherlich ist er mit der Rodungssiedlung Hagen in Verbindung zu bringen."
Schon in der geschichtlichen Einleitunq der 1910 erschienenen" Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Hagen-Stadt" ließ Professer Dr. Franz Darpe offen "ob jene Soester Urkunde wirklich der jetzigen Stadt Hagen an der Volrne entstammt und nicht vielmehr der Freiheit Hagen bei Balve oder der Freiheit Hagen bei Allendorf unweit Amsberg ".
Ähnliche Bedenken hegte auch der bekannte Heraldiker Otto Hupp in seiner um 1925 erschienenen Sammlung "Deutsche Ortswappen" .
Er schrieb: " ... Ein kleines, 1439 gebrauchtes Siegel zeigt auch einen Baum, doch ist zweifelhaft, ob es der heutigen Stadt oder der Freiheit Hagen bei Hallenberg gehörte."
Erst der aus dem Hagener Raum gebürtige Historiker Dr. Otto Schnettler bewies in einer 1932 vorgelegten Untersuchung ganz eindeutig, daß der vielzitierte Siegelabdruck von 1439 gar keine Beziehung zur heutigen Großstadt haben konnte,
, sondern nur der Freiheit Hagen im Kreise Arnsberg zustand; das der Stadt Hagen 1897 verliehene Eichbaum-Wappen folglich auf falschen historischen Voraussetzungen beruhte.
Doch diese Tatsachen waren in der Stadt Hagen zu Ende des 19. Jahrhunderts nicht bekannt.
Man nahm die Entdeckung des damals angesehenen Heraldikers Professor Hildebrandt aus Berlin gläubig auf und schätzte sich glücklich, noch rechtzeitig vor Fertigstellung der Amtskette für den Oberbürgermeister das historische, doch - wie man jetzt annehmen mußte - falsch gedeutete Lilien-Symbol durch den "richtigen" Eichbaum berichtigen zu können, der nun als erstes die goldene Amtskette zieren sollte.
Der "auf archäologischem Gebiete wohlbewanderte" Gewerbeschul - Oberlehrer
Otto Piderit fertigte einen entsprechenden Wappenentwurf, wobei er auf ein besonderes industrielles Zeichen, die jüngere Entwicklung der Stadt Hagen darzustellen, verzichtete, da "die im Wappen enthaltene westfälische Eiche als Symbol der Kraft vollkommen dem
Zwecke entspreche".
Am 20. Juli 1896 beriet die Stadtverordneten-Versammlung in der Wappen-Angelegenheit: "Das Hagener Stadtwappen wurde seit einer langen Reihe von Jahren durch eine weiße Doppellilie in blauem Felde mit einer Grafenkrone dargestellt.
Die historische Herkunft dieses Wappens war aber stets zweifelhaft und daher seit Jahren Gegenstand von Nachforschungen, die jedoch ohne befriedigendes Ergebnis blieben. Neuerdings ist nun ermittelt worden, daß zu Soest im Stadtarchiv eine Originalurkunde aufbewahrt wird, die im Jahre 1439 der Bürgermeister und Rat der damaligen .Vreyheit Hagen" ausgefertigt hat und der das Hagener Siegel in Wachs angehängt ist ... "
Auf Grund dieser "Ermittlungen" beschloß darauf die Stadtverordneten-Versammlung, das "wiederaufgefundene historische Hagener Wappen", und zwar entsprechend dem Pideritschen Entwurf, der sich zwar noch manche Korrektur gefallen lassen mußte, in den von Hildebrandt vorgeschlagenen Farben, goldener (gelber) Baum auf blauem Grund, anzunehmen.
Am 10. August 1896 berieten die Stadtverordneten ein weiteres Mal über das Stadtwappen und beschlossen, die allerhöchste Genehmigung Seiner Majestät des Kaisers und Königs zur Annahme dieses Wappens zu erbitten.
Vier Tage später wurde die Bitte dem Regierungspräsidenten in Arnsberg zur weiteren Entscheidung vorgelegt, worauf des Königs Majestät am 1. Februar 1897 geruhte, der Stadt
Hagen mittelst allerhöchster Ordre die Genehmigung zur Führung des vorgelegten Wappens zu erteilen.
Damit löste das Eichbaum-Wappen das angestammte Lilien-Wappen ab.
Doch als erste Zweifel an der Zugehörigkeit des Siegels von 1439 zur Stadt Hagen auftauchten, versuchten lokal patriotisch ausgerichtete Heimatforscher, den Irrtum auszugleichen und fanden plötzlich in dem ältesten Sieqelabdruck der Stadt Hagen von 1750 statt der auch heute noch erkennbaren heraldischen Lilie einen Eichbaum.
Erster in dieser Reihe war der schon erwähnte Franz Darpe, der 1910 mit der Einleitung zu den Bau- und Kunstdenkmälern der Stadt Hagen eine kurzgefaßte Stadtgeschichte vorgelegt hatte.
Fritz Schemann, Hagens erster Stadtarchivar, schien den Siegelabdruck von 1750 gar nicht erst zur Kenntnis genommen zu haben und bezeichnete das Lilien-Wappen kurzerhand als falsch.
Leider gelangte diese Tatsachenverdrehung auch in die überörtliche heraldische Literatur und harrt noch einer Berichtigung.
So schreibt August Roth 1924 in seinem Wappenbuch, daß nach Darpe die Stadt, "nachdem sie um 1720 in numerum civitatum aufgenommen war, einen Baum im Wappen geführt" habe, "Ein entsprechendes Siegel soll zuerst 1750 vorkommen und die Umschrift "Stadt
Hagen" tragen," Ebenso läßt sich Eugen Meyer beeinflussen.
Nachdem auch er im 1940 erschienenen "Wappen buch der westfälischen Gemeinden" den Siegelabdruck von 1439 der Freiheit Hagen im Arnsbergischen zuweist, erfährt man von ihm, die im beschädigten Siegelabdruck von 1750 bisher erkannte Lilie sei doch ein Eichbaum gewesen, so daß dieses neue Eichbaum-Wappen für die jetzige Stadt Hagen
gesichert sei.
Obwohl der frühere Hagener StadtarchivarWalter K. B. Holz um 1960 den Siegelabdruck von 1750 in einer Akte wiederentdeckt und seiner Karteieinen entsprechenden Vermerk anvertraut hatte - " ... Die Angabe von Darpe, daß es sich um einen Baum handele, trifft jedoch kaum zu, vielmehr scheint es sich um eine Doppellilie zu handeln." - liest man
dennoch im jüngsten, von Klemens Stadler bearbeiteten Wappenbuch von 1972 über das Hagener Wappen: "König Friedrich 11. von Preußen verlieh 1746 dem Flecken die Stadtrechte.
Das damals entstandene erste Siegel (Abdruck 1751) zeigt eine Pflanze, die als heraldische
Lilie angesehen wird, wohl aber schon die für "Hag" (d. h. Wald) redende Eiche bedeutete. Der zweifelhaften Erklärung zufolge führte jedoch die Stadt im 19. Jahrhundert in Blau eine silberne Doppellilie als Wappen.
1897 verlieh König Wilhelm von Preußen das heutige Wappen mit dem Eichbaum und der Mauerkrone über dem Schild, die nicht mehr benutzt wird.
Irrigerweise stellte man die Wiedergabe auf das Bildsiegel an einer Urkunde von 1439 ab, das von der Freiheit Hagen (im Kreis Arnsberg) stammt, aber keinen Bezug auf das damalige Dorf und die heutige Großstadt hat ... "
Dem Zeitgeschmack und den Vorstellungen des preußischen Heroldsamtes entsprechend war das Wappen der Stadt Hagen bei seiner Genehmigung 1897 nicht nur in den spanischen Schild gesetzt, sondern auch in seiner ganzen Breite mit einer dreitürmigen sandsteinfarbenen Mauerkrone bedacht worden.
Schon Oberlehrer Piderit hatte seinem Wappenentwurf eine Mauerkrone aufgesetzt, die aber nicht den offiziellen Vorstellungen entsprochen hatte.
Die Mauerkrone war vom Heroldsamt als ein unerläßlicher Wappenbestandteil von jedoch sehr fragwürdigem Wert eingeführt worden.
Der bedeutende Heraldiker Prof. Otto Hupp hatte sich schon vor dem ersten Weltkrieg gegen ihre Verwendung ausgesprochen, aber erst 1932 ließ man dieses Beiwerk endgültig fallen.
Immerhin wurde auf Anregung von Oberbürgermeister Finke, nachdem Hagen im Februar 1928 in den Rang einer Großstadt aufgerückt war, die Zahl der Mauertürme in der Krone um zwei auf fünf erhöht.
Durch die kommunale Neugliederung im rheinisch-westfälischen Industriebezirk von 1929 wurde auch die Stadt Hagen gebietsmäßig erweitert.
Die Reform erforderte ebenfalls eine Überprüfung der Stadtwappen; wobei sich der Magistrat zu Hagen am 26. Oktober 1931 für die Beibehaltung des bisherigen Wappens mit der fünftürmigen Mauerkrone aussprach.
Das Staatsarchiv in Münster wie auch das Geheime Staatsarchiv in Berlin-Dahlern, empfahlen jedoch, von der Anbringung der Mauerkrone abzusehen, da diese eher eine Verunzierung des Wappens darstelle.
Diesem Vorschlag, die Mauerkrone fortzulassen, stimmte der Magistrat am 10. April 1933 zu.
So bietet seither das Wappen der Stadt Hagen in blauem Schilde einen goldenen bewurzelten Eichbaum mit fünf Ästen.
Wenn der ursprünglichen Genehmigung von 1897 auch irrtümlicherweise das Siegel der
Freiheit Hagen im Kreise Arnsberg zugrunde gelegen hatte, so gilt das daraus hervorgegangene Wappen dennoch als echtes Symbol der Stadt Hagen; denn den Gemeinden steht die Auswahl ihres Wappens unter Beachtung heraldischer Vorschriften frei.
Die Stadtverordnetenversammlung hat sich für dieses Wappen entschieden; die zuständige
staatliche Behörde hat darauf der Stadt Hagen zur Führung dieses Zeichens die Genehmigung erteilt.
Schließlich besitzt auch dieses Wappen inzwischen schon eine 80-jährige Tradition.
So heißt es im § 1 (2) der Hauptsatzung der Stadt Hagen vom 16. Juni
1975 ganz zu Recht: "Die Stadt Hagen führt ihr traditionelles Wappen.
Es zeigt auf blauem Wappenschild einen gelben Eichbaum."